Ihre Freunde hatten sie ja schon gewarnt. Du willst mit einem Wissenschaftler ausgehen?, hatten diese gesagt, Bist Du verrückt? Lass Dich bloß nie mit sowas ein. Wissenschaftler waren eine Gruppe für sich. Es galten für sie dieselben ungeschriebenen Gesetze wie für Manager, Ingenieure und Mpraxis.
Aber Felicitas hatte gedacht, dass Dr. Schaloffel, die Nummer Zwei der wichtigsten Wissenschaftler überhaupt, anders als diese Klischees sei. Doch sie musste nun zugeben, sich geirrt zu haben, denn vor zwei Minuten hatte er angerufen und sich auf heftigste entschuldigt. Er schien sehr aufgeregt zu sein und hatte erklärt, dass er im letzten Augenblick eine wirklich wichtige Angelegenheit im Labor zu erledigen hätte. Niemand könne gerade auf ihn verzichten und er beteuerte, dass er gerade wirklich lieber mit ihr zusammen sein würde, aber das wäre gerade wirklich nicht drin.
Felicitas war daraufhin äußerst geknickt gewesen und jeden anderen Mann hätte sie nach so einer Abfuhr niemals wieder sehen wollen. Aber irgendetwas war an diesem Mann anders. Dabei sah er noch nicht einmal besonders gut aus, aber seine Art und Weise wie er sprach und sich benahm hatten es ihr angetan. Es gab viele Männer, die höflich wirkten, aber dieser Mann, war der erste, der es auch wirklich zu sein schien. Und er war immer äußerst gepflegt. Außerdem mochte sie seinen Hut, den er immer trug. Er scheint immer die Ruhe selbst zu sein. grübelte sie in sich hinein Wieso war er grad plötzlich so aufgeregt? Er hatte wirklich ausdrücklich aufgeregt geklungen. Das kann nicht nur an der Tatsache allein liegen, dass er viel zu spät daran gedacht hatte, dass er sein Date noch absagen musste. Zwei Minuten vorher anzurufen ist wirklich frech, aber immer noch besser als gar nicht anzurufen. So wusste sie wenigstens, dass sie nicht länger warten brauchte.
Sie schaute sich noch einmal die Leuchtschrift vom Black Hole an und seufzte. Sie wär so gerne mit Schaloffel da hinein gegangen. Ohne ihn wäre es nicht dasselbe. Bestimmt wären wieder alle Discokugeln zu Bruch gewesen und ein Discobesuch ohne Glitzerkugeln war nicht dasselbe. Aber mit Schaloffel und seinem Hut wäre es ein vollkommener Besuch.
Sie übrlegte kurz, ob sie ihn vielleicht nur seines Hutes wegen mochte, doch als sie sich ihn ohne Hut vorstellte, musste sie lachen, und verneinte ihren dummen Gedanken. Sie strich sich eine widerspänstige Strähne ihres langen schwarzen Haares über ihr linkes Ohr und leckte sich danach die linke Pfote.
»Kann ich Ihnen behilflich sein? « sagte eine ihr wohlbekannte Stimme.
»Wie glauben Sie das denn bewerkstelligen zu wollen?« fragte Felicitas übertrieben ungläubig ohne sich umzudrehen, während ihre spitzen Ohren kurzzeitig nervös erschrocken zuckten.
»Nun, wie wäre es, wenn ich sie zu einem Kakerkuchen und einem Lakematschiatto einladen würde.«
Felicitas drehte sich so langsam und geschmeidig um, so wie es nur eine zweibeinige Katze konnte, und sah ihrem Gegenüber ins Gesicht als sie erwiderte: »So freundlich heute, Zaries? Was wollen sie von mir? Sagen sie es am besten gleich und denken sie dran, sie reden mit einer obersten Richterin, Lügen ist nicht.« Sie erhob dabei ihre Nase leicht in die Luft und verschränkte dabei ihre Arme vor ihrer Brust.
»Wieso so mißtrauisch, Frau Richterin, ich möchte sie doch nur zu einem Plausch einladen.« Zaries versuchte freundlich zu grinsen aber seine innerliche Nervosität war gerade am Grübeln, ob sie ein Zirkuszelt aufpannen sollte.
»Zaries« kicherte Felicitas mit einem leichten fauchigen Unterton »Sie sind wirklich ein äußerst guter Politiker, wahrscheinlich sogar der beste, aber so gut, dass sie mich reinlegen könnten, sind sie auch nicht. Denken sie immer daran. Sie müssen schon besser werden.« tänzelnd bewegte sie sich um ihn herum und schob ihm dann ihren Arm unter seinen und henkte sich bei ihm ein. »Wohin wollen sie mich einladen?«
»Ich wollte ins Star Inn.« antwortete Zaries und wollte sich in Bewegung setzen, doch die Katzenfrau rührte sich nicht von der Stelle. »Ist was?«
»Ja haben sie das denn gestern nicht mitbekommen? Der Besitzer des Star Inns hatte die gloreiche Idee, Kapern mit in den Kakerkuchen zu rühren. Dummerweise war einer der Gäste, die den Kuchen bestellten ein Apift. Es wird noch einige Zeit lang dauern, bis der Laden wieder renoviert ist.«
Zaries schaute erstaunt: »Ja, hat der Apift denn nicht die Kapern gerochen?«
»Leider nein, denn die Kapern sollen wirklich fein gemahlen und die Kakern äußerst würzig gewesen sein, so dass der Apift sie nicht riechen konnte. Vielleicht hatte er auch ein wenig Schnupfen.«
»Hm, trotzdem merkwürdig.«
»Und er hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass er einen Kakerkuchen mit Kapern bekommen würde, denn es stand so ja gar nicht auf der Menükarte.«
»Stand es nicht? Wieso das denn nicht? Der Besitzer des Star Inns ist doch sonst so ein ausgesprochener Perfektionist, der Experimente aufs Äußerste verabscheut.« Zaries machte große Augen.
»Das schon, doch anscheinend hatte er eine spontane Inspiration gehabt. Er hat irgendein Glitzern gesehen und konnte plötzlich nicht mehr anders. Er musste das Kapernexperiment einfach backen.«
Ein Glitzern? Ein Glitzern! Zaries schreckte innerlich hoch.
»Haben sie etwas? Ist Ihnen nicht gut?« Felicitas wirkte besorgt.
Zaries schüttelte sich »Nein, nein, es ist alles in Ordnung, ich hatte gerade nur einen ... Gedanken...«
»Oh, ach so, wie heißt denn die Kleine?« fragte sie, worauf sich unterhalb ihrer Schnurrbarthaare ein süffisantes Grinsen ausbildete.
»Wie? Oh nein, es ist keine neue Flamme. Ich dachte nur grad, dass ich doch ganz wichtig noch einmal zurück ins Labor müsste.«
Felicitas seufzte dermaßen, dass ihre Schnurrbarthaare sich von selber hängen ließen.
»Ist irgendwas?«
Felicitas wollte nicht jammern aber sie konnte nicht anders, ein wenig Klagen kam aus ihr heraus: »Nein, ist schon gut, sie wären nur der zweite Mann heute, der mich wegen dem Labor sitzen lassen würde.«
»Der zweite? Wer war denn der erste?« In Zaries stieg seine normale gesunde Neugier hoch.
»Das würden sie wohl zu gerne wissen, was?« die Katzenfrau kicherte wieder mit dem typischen fauchenden Unterton und ihre Schnurrbarthaare krabbelten wieder ein wenig nach oben.
»Klar, vielleicht kenne ich ihn ja. Könnte sich als praktisch erweisen, weil wenn ich ihn in der Tasche hätte, könnte ich Einfluss auf sie auswirken.« lachte Zaries mit gespieltem teuflischen Lachen. Er merkte wie seine Nervosität das Zirkuszelt wieder verstaute und den Artisten abzusagen begann.
Felicitas zuckte zusammen. Manchmal bereitete ihr dieser neue Präsidialvorsteher einfach Angst. Irgendwie hatte sie bei ihm immer das Gefühl, dass er irgendetwas verbergen würde, irgendetwas Böses, wenn er auch ansonsten einen netten Eindruck hinterließ. Aber er machte auch eine wirklich gute Arbeit. Noch nie zuvor war es dem Universum so gut gegangen, wie jetzt gerade. Das konnte nicht alleine an der derzeitigen Konjunktur liegen. Der neue IHR schien einfach zu funktionieren. Wer hätte gedacht, dass Zahnärzte so gute Politiker sein können. dachte sie und musste kichern.
»Was ist denn so witzig?«
»Ach, sie brauchen nicht alles wissen. Aber wissen sie zufälligerweise, was sie jetzt vorhaben?« Feliticas kippte ihr Köpfchen, spitzte ihren schmal-lippigen Mund und sah ihn schief an. Ihre langen Haare folgten der Planetengravitation lotrecht nach unten und ließen sie wirklich atemberaubend aussehen.
Ihre großen, dunklen Augen fixierten Zaries und er fühlte sich wie benommen, als er begann die irisgleich in ihren Augen verteilten Miniaturabbildungen sowohl des derzeit bekannten und als auch des noch unentdeckten Universums zu betrachten. Die Galaxienhaufen schienen aus der Tiefe ihrer Pupillen geboren zu werden, rotierten hervor und folgten exakt den gravitronischen Einflüssen des galaktischen Mahlstroms, während sie irisierend die Iris durchquerten, um wieder im tiefen schwarz ihrer Augäpfel zu verschwinden.
Zaries hatte Mühe sich von diesen Augen zu lösen, bevor er nach einem gespielten Grübeln antwortete. »Dann lassen sie uns ins Galactic Cafe gehen oder ist das gerade auch in Sanierung?«
»Soweit ich weiss nicht, aber es könnte jederzeit soweit sein, wir sollten uns beeilen.« lachte sie auf diese unnachahmliche Art, bei der sich diese sexy Grüpchen unter ihren Augen bildeten.
Zaries musste erst ein paar Mal Blinzeln, um seine Augen aus der Unendlichkeit wieder heraus in das normale Sein zurückzuholen, bevor er mit ihr das gnurpsche Amüsierjahr hinab schritt und selber über ihren Witz lachen konnte.
»Was ist denn mit ihrem Laborbesuch?«
Zaries wirkte plötzlich sehr verlegen, derweil eine Errötung in seinem Gesicht zu erkennen war. Er versuchte gekonnt in den Himmel zu starren, um Felicitas Blicken auszuweichen, während er entgegnete: »Ach, ich denke, es wird genügen, wenn ich den Denkern einfach eine kurze Nachricht schicke oder sie kurz anrufe.«
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Autor: Tobias Mahs